Streit vermeiden
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Hallo und willkommen! In meinem Beruf als Anwältin habe ich oft erlebt, wie schnell Konflikte eskalieren können. Doch ein gerichtlicher Prozess ist nicht immer die beste Lösung. Manchmal lassen sich Konflikte durch alternative Methoden nicht nur schneller, sondern auch kostengünstiger und nervenschonender lösen.
Wichtig ist auch:
Eine Rechtsschutzversicherung ist kein Freifahrtschein für einen Prozess, sondern eine Absicherung für den Ernstfall. Wer glaubt, dass man „ohne Risiko“ klagen kann, wird schnell merken, dass dies eine Fehleinschätzung ist. Verliert man den Prozess, werden zwar die Kosten in der Regel fast vollständig von der Rechtsschutzversicherung übernommen, aber man hat in diesem Fall ein rechtskräftiges Urteil gegen sich – anders als bei einer Mediation oder einer Schlichtung. Und wer meint, sich weiter durch die Instanzen klagen zu können: Die meisten Rechtsschutzversicherungen zahlen nur bis zur zweiten Instanz. Zudem sollte man sich bewusst sein, dass auch eine Rechtsschutzversicherung irgendwann „Nein“ sagt, wenn ein Versicherter immer wieder Klagen initiiert – sie kann Leistungen für „Dauerkläger“ oft sogar ausschließen.
Es macht daher oft mehr Sinn, über eine außergerichtliche Einigung nachzudenken. Viele Streitfälle lassen sich auf diesem Wege beilegen, ohne die oft zermürbenden Wege durch die Instanzen gehen zu müssen. In diesem Beitrag stelle ich Dir einige Alternativen zum Gerichtsweg vor und zeige, wann es sich lohnt, es ohne Richter zu versuchen – und wann der Gang zum Gericht wirklich unvermeidlich ist.
Warum außergerichtlich klären?
Der Gerichtsweg ist lang, teuer und oft mit einem erheblichen Stressfaktor verbunden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, Konflikte auch ohne den Richter zu lösen. In vielen Fällen spart man dabei nicht nur Geld, sondern erhält auch ein schnelleres Ergebnis, das idealerweise für beide Parteien annehmbar ist. Hier sind die gängigsten Alternativen:
Verhandlung im direkten Gespräch
Beispiel: Du hast eine Auseinandersetzung mit Deinem Vermieter über eine Mietminderung. Oft reicht es, das Gespräch zu suchen und alle Karten offen auf den Tisch zu legen. Möglicherweise findet ihr gemeinsam eine Lösung, die weniger belastend ist als eine Klage. Verhandlungen sind besonders dann sinnvoll, wenn beide Parteien die Beziehung aufrechterhalten möchten, wie etwa im Falle von Mietverhältnissen oder auch familiären Konflikten.
Mediation
Beispiel: Stell Dir vor, Du hast einen Geschäftspartner, mit dem Du über die Verteilung von Gewinnen im Streit liegst. Eine Mediation bietet hier die Möglichkeit, dass eine neutrale dritte Person hilft, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Mediation eignet sich besonders, wenn die Parteien weiterhin zusammenarbeiten wollen.
Pro Tipp: Für mich hat sich die Mediation besonders bei Erbstreitigkeiten bewährt. Niemand möchte die Familienbeziehungen dauerhaft schädigen, und eine Mediation kann dabei helfen, faire Lösungen zu finden, die von allen akzeptiert werden können.
Schlichtung
Beispiel: Du hast einen Konflikt mit einem Handwerker, der Arbeiten mangelhaft ausgeführt hat. Schlichter arbeiten ähnlich wie Mediatoren, jedoch ist ihre Rolle formeller und sie können Empfehlungen aussprechen, die für beide Seiten verbindlicher sind. Oft wird das Schlichtungsverfahren in Handwerkskonflikten eingesetzt, weil es strukturiert und auf das Problem zugeschnitten ist.
Schiedsverfahren
Beispiel: Nehmen wir an, Du hast einen komplexen Vertrag im Bauwesen, bei dem es zu Unstimmigkeiten gekommen ist. Ein Schiedsverfahren ist hier oft ideal, da die Schiedsrichter in der Regel Fachleute im betreffenden Bereich sind. Ein Schiedsverfahren ist außerdem oft vertraulicher als ein öffentlicher Gerichtsprozess und bietet daher den Vorteil der Diskretion.
Wann zum Gericht gehen?
Falls Du Dich für den Gang zum Gericht entscheidest, kann eine Rechtsschutzversicherung eine wertvolle Unterstützung sein. Sie übernimmt in der Regel die Kosten für Anwälte, Gerichtskosten und gegebenenfalls auch für Gutachten oder Zeugen, was die finanzielle Belastung erheblich mindern kann. Hier sind einige Punkte, die Du beachten solltest:
Übernahme der Kosten
Die Rechtsschutzversicherung deckt häufig nicht nur die Gerichtskosten ab, sondern auch die Kosten für außergerichtliche Lösungen, wie Mediation oder Schlichtung, wenn diese vor einem Gerichtsverfahren versucht werden.
Schutz vor finanziellen Risiken
Gerichtliche Auseinandersetzungen können teuer werden, besonders wenn es zu einer zweiten oder dritten Instanz kommt. Eine Rechtsschutzversicherung schützt Dich vor diesen finanziellen Risiken und erlaubt Dir, Dein Recht ohne Angst vor hohen Kosten durchzusetzen.
Mögliche Einschränkungen und Fristen
Es ist wichtig zu wissen, dass nicht alle Fälle automatisch durch die Versicherung abgedeckt sind. Manche Policen haben Ausschlüsse, wie etwa bei Erbstreitigkeiten oder im Baurecht.
Tipp von mir: Vor dem Abschluss einer Rechtsschutzversicherung empfehle ich dir, verschiedene Anbieter zu vergleichen und darauf zu achten, dass der gewünschte Schutzumfang enthalten ist. Ich plane, einen ausführlichen Blog-Beitrag zur Rechtsschutzversicherung zu schreiben. Sobald er verfügbar ist, erfährst du es unter Neu bei TH-EXPERT, oder besuche meine Blog-Übersicht.


Was passiert bei einem gewonnenen Verfahren?
Solltest Du das Gerichtsverfahren gewinnen, hast Du Anspruch darauf, dass die Gegenseite bestimmte Kosten übernimmt. Hier sind die wichtigsten Kostenpunkte, die in der Regel erstattet werden:
Gerichtskosten: In Deutschland gilt grundsätzlich das Prinzip, dass der Verlierer des Verfahrens die Gerichtskosten tragen muss.
Anwaltskosten: Auch die Kosten für Deinen Anwalt sind erstattungsfähig. Die Gegenseite muss die Anwaltsgebühren übernehmen, die sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) richten.
Kosten für Zeugen und Sachverständige: Falls im Rahmen des Prozesses Zeugen gehört oder Gutachter hinzugezogen wurden, können auch diese Kosten von der Gegenseite eingefordert werden.
Reisekosten und sonstige Aufwendungen: Bei bestimmten Verfahren können auch Kosten für Anreise, Übernachtung oder andere Ausgaben geltend gemacht werden.
Aber Achtung: Sollte die Gegenseite nach dem Urteil zahlungsunfähig sein, kann es passieren, dass Du trotz gewonnenem Prozess auf den Kosten sitzenbleibst. Hier kann eine Rechtsschutzversicherung zusätzlich helfen, indem sie die Deckung für den Einzug der Kosten übernimmt.


Mit diesem Wissen bist Du bestens vorbereitet, um abzuwägen, ob eine außergerichtliche Lösung für Dich sinnvoll ist oder der Gang zum Gericht der richtige Schritt sein könnte. Ich hoffe, der Beitrag hilft Dir dabei, den bestmöglichen Weg für Deinen Konflikt zu finden!